Wie jedes Jahr wird auch heuer wieder gemutmaßt, welche Trends im nächsten Jahr auf uns zukommen. Um am Zahn der Zeit zu bleiben, ist es im Designbereich wichtig, die neuen Entwicklungen zu kennen. Es bedeutet aber nicht, dass man alles sofort implementieren muss, was aktuell angesagt ist.

Trends, die blieben & bleiben

Wer nicht völlig neu ins Webdesign einsteigt, der kennt sie zur Genüge, die seit geraumer Zeit immer wiederkehrenden Begriffe: Responsive, Flat und Material Design. Sie werden uns noch länger erhalten bleiben. Auch das gehassliebte Hamburger Menü wird nicht so schnell von der Bildfläche verschwinden. Und dass Scrollen das neue Klicken ist, wissen wir, seit die One Page Seiten mit Parallax Scrolling wie Pilze aus der Erde schossen und seither zwar nicht mehr so exzessiv eingesetzt werden, aber immer wieder in neuen Varianten auftauchen.

Trends, die 2015 prägten

Vieles aus unserer Prognose vom Vorjahr hat sich bewahrheitet: Animationen sind keine Ausnahmen mehr, sondern sind schon zu einer Voraussetzung für zeitgemäßes Design geworden. Die Typografie hat an Größe zugelegt, ebenso wie die Hintergrundbilder. Und Fullwidth-Videos haben dieses Jahr viele Award Winning Seiten geschmückt. Damit kam aber auch ein neuer, wenngleich nicht so erfreulicher Trend auf: die Intro-Seiten. Diese beinhalten nichts als einen (meist kreativ gestalteten) Ladebalken. Selbst wenn diese Lade-Animationen oft super unterhaltsam sind, verlieren sie spätestens beim 5. Aufruf der Website ihren Reiz. Wir wünschen uns daher, dass dieser Trend nicht lange anhält (und schicken hiermit alle Vertreter dieser Unart auf eine Content Diet!).

Trends, die 2016 kommen

Trends richten sich nicht nach dem Kalenderjahr, schon jetzt findet man sie vereinzelt. Der Split Content ist beispielsweise aktuell hoch im Kurs. Die Website wird in zwei Spalten unterteilt und die Inhalte tauschen sich, meist gegengleich, beim Scrollen aus. Auch dabei zeigt sich: das wohl spannendste Thema ist und bleiben Animationen. Bisher wurde viel mit Mikro-Interaktionen gearbeitet, die kleine Rückmeldungen zu Statusänderungen liefern. Doch jetzt kommt zusätzlich das Storytelling ins Spiel. Die User werden interaktiv durch Prozesse und Geschichten geführt. Dazu wird oft ein Stil zum Einsatz kommen, der einem Storyboard ähnelt: der User kann sich durch einzelne Elemente klicken oder wird per Scroll von einer Szene zur nächsten geleitet. Das stellt eine willkommene Abwechslung zu bloßem Text mit Bildern dar. Um noch mehr Individualität zu zeigen, wird in Zukunft wieder verstärkt mit handgezeichneten Illustrationen gearbeitet. Die Ladezeiten sollen allerdings kurz bleiben, daher gibt es ein wachsendes Interesse in Kurzanimationen, sogenannte Cinemagraphs. Dabei handelt es sich um Standfotos mit einer kleinen, sich wiederholenden Bewegung. Sie werden derzeit entweder als GIFs oder als kurze animierte Videos eingebunden. Interessant wird in diesem Zusammenhang, ob das Format BPG seinen Weg ins Web finden wird. Das leichtgewichtige Pendant für animierte Vektorgraphiken SVG wird bereits immer beliebter.

Trends, über die keiner spricht

Es gibt aber auch Trends, die still und heimlich vorausgesetzt werden, ohne dass sie je thematisiert wurden. Dazu zählen Aspekte wie UsabilityAccessibility und User Experience. Diese Themen sind aber der Grund, weshalb manche Trends sich halten und als erstrebenswert erachtet werden, und andere eher nur aufgrund mangelnder Alternativen eingesetzt werden. Zu den letzteren zählen – offensichtlich – die Introseiten. Sie sind aufgekommen, weil viele den Trend zu großen Bildern, Videos und aufwendigen Animationen aufgegriffen haben und damit einen Content Overload erzeugten. Dabei ist aus meiner Sicht das wichtigste als Designer, niemals den Hype um eine neue Entwicklung über die Bedienbarkeit und die Zugänglichkeit einer Website zu stellen. Es muss immer ein Weg gefunden werden, beides zu gewährleisten. Falls dies nicht möglich ist, steht immer noch das Erlebnis des Users im Vordergrund – und ein Ladebalken, der den Benutzer mehr als zehn Sekunden warten lässt, steht dem eindeutig im Weg.

Dieses kleine Beispiel soll zeigen, dass wir trotz aller verführerischer neuer Trends nicht auf das Wesentlichste vergessen dürfen: die einfache Bedienbarkeit (Usability), die Zugänglichkeit für alle (Accessibility) und – zum Teil daraus resultierend – das positive Erlebnis des Benutzers (User Experience), dass ihn dazu bringt, die Website als angenehm wahrzunehmen und daher gerne zu besuchen.