Vom 27. bis zum 29. November 2015 fand zum dritten Mal ein DrupalCamp in Wien statt. Im ausverkauften FH Technikum Wien nutzten 400 Besucher aus 28 Ländern die Chance ihr Wissen, vor allem über Drupal8, zu erweitern und auszutauschen.
In Zusammenarbeit mit der PHP User Group Wien wurde nach dem Motto der Veranstaltung „Connecting Open Minds” ein breites Spektrum an relevanten Themen der Webindustrie in 40 Vorträgen und unzähligen Codesprints abgedeckt. Die Themenschwerpunkte der Vorträge umfasste Coding und Entwicklung, Frontendentwicklung und Design, Business- und Content-Strategien, Community und Usergroups.
Vorweg: Für mich war das Drupalcamp Vienna 2015 ein voller Erfolg, da ich das ganze Wochenende den Eindruck hatte, dass es erfolgreich gelungen ist dem Motto „Connecting Open Minds“ Rechnung zu tragen. Außerdem freut es mich als sogenannter „Frontender“, dass in Drupal 8 „schönes“ Markup mit Hilfe von TWIG möglich ist.
Die Sessions am #dcvie
Den Beginn machte Jenny Wong – als eine Vertreterin der WordPress Community – mit ihrer Keynote zum Thema “Bridging Communities“.
Jenny Wong unterstrich in ihrem Vortrag, dass es notwendig ist die „Webcommunity“ zu stärken, indem auf Zusammenarbeit und Wissenstransfer gesetzt wird. Ihren Ausführungen nach kann das nur durch gegenseitigen Respekt und Anerkennung des Gegenübers funktionieren. Egal aus welcher Community er/sie kommt. Jeder/e Entwickler/in sollte daher über seinen/ihren Tellerrand schauen, verschiedenste Konferenzen besuchen und das wichtigste, Wissen teilen. Nur auf diesem Weg kann jeder/ einzelne/r Rückmeldung bekommen und so selbst mit Hilfe anderer besser werden.
Wie wichtig Zusammenarbeit mit einem Team ist, illustrierte Karin Christen eine Interaction Designerin anhand persönlicher Erfahrungen mit Remote-work in ihrem Vortrag HOW TO RUN A REMOTE BUSINESS WHILE TRAVELLING THE WORLD. Karin Christen schilderte wie sie es – trotz aller Schwierigkeiten die ein Arbeiten auf Reisen mitbringt (Stichwort: Internetverbindung, verschiedene Zeitzonen) – geschafft hat Reisen und Arbeiten zu vereinbaren.
Sie vermittelte auf authentische Art, wie sie nur durch das ständige wo anders sein, die nötige Inspiration für neue Ideen bekommt. Sie unterstrich jedoch, dass es sehr guter Kommunikationsfähigkeiten bedarf, um in einem „Remote-team“ effektiv und erfolgreich arbeiten zu können. Als wichtigsten Punkt führte sie die Tatsache an, dass ALLES schriftlich dokumentiert werden muss.
In der zweiten Keynote TYPOGRAPHY FOR DEVELOPERS verdeutlichet Marko Dugonjić wie wichtig Typographie auch für Entwickler ist. Er ist der Meinung, dass jeder Entwickler ein gewisses Mindestmaß an typographischem Wissen und Verständnis mitbringen muss, weil Text und und Bild ein wesentlicher Bestandteil jedes Webprodukts sind.
Neben einigen Bestpractice Beispielen (dropcaps, css-shapes, …) erörterte er wie wichtig Progressive enhancement beim Einsatz von Webfonts ist. Er unterstrich, dass es unbedingt Performancestrategien bedarf damit der Endverbraucher vor dem Bildschirm zuerst die Information sieht und nicht auf die Inhalte warten muss bis ein Font geladen wird.
Josef Dabernig gab im Vortrag STATE OF CONTRIB MODULES IN DRUPAL 8 eine Überblick über Drupal 8 und Contrib-Module. Er veranschaulichte welche Module in Drupal 8 bereits in Core vorhanden sind und welche Contrib-Module bereits vorhanden und sinnvoll benutzbar sind.
Im Vortrag THE BACKEND OF FRONTEND informierte Lauri Eskola was sich für Themer mit Drupal 8 geändert hat. Beispielsweise wurden alle Themefunctions in TWIG Templates transferiert. Das bedeutet es gibt kein PHP mehr in .tpl files, was ein sehr flexibles Markup und mehr Sicherheit für das Frontend bedeutet.
In die selbe Kerbe schlug Morten Birch im Vortrag NO MORE DIVITIS – DRUPAL8 THEMING. Er informierte in gewohnt amüsanter und überspitzter Art, dass die sogenannte „divitis“ von Drupal 7 Geschichte ist. Anhand von „Classy“ und „Stable“ als Basetheme zeigte er wie Themes in Drupal 8 aufgebaut sind (BEM, SmaCSS, TWIG, …) und wieviel Spaß „Theiming“ mit Drupal 8 macht.
Für alle Frontend Interessierten war auch der Vortrag FUTUREPROOF STYLING IN DRUPAL 8 eine Bereicherung. Tamás Hajas geht in seinen Erläuterungen davon aus, dass es in der Vielfalt von Möglichkeiten und Komplexitäten keinen richtigen Weg gibt, eine Website mit CSS zu stylen. Das birgt jedoch die Gefahr der Unübersichtlichkeit („CSS is easy to do wrong“). Deshalb ist es wichtig eine Methode für sich zu finden, und diese konsequent in seiner Arbeit durchzuhalten. Anhand von Codebeispielen erklärte er seine Herangehensweisen. Er arbeitet beispielsweise nach der BEM Methode und unterteilt CSS-Klassen in Objekte und Komponenten.
Ein/e Entwickler/in sollte sich immer die Frage stellen mit wem Er/Sie zusammen arbeitet. („“You never work alone, you always work in a team). Auch wenn du alleine arbeitest, geh davon aus, dass du immer in einem Team arbeitest. Kommentier daher immer deinen Code, weil du bist dein zukünftiger Mitarbeiter.
Ruben Teijeiro ging in seinem Vortrag HEADLESS DRUPAL 8 von der Prämisse aus, dass sich Frontendentwicklung immer schneller entwickelt als es ein CMS/Framework es jemals kann. „Fronted moves faster than drupal, wether you like it or not“. In einer Zeit wo Inhalte auf verschiedensten Endgeräten verfügbar sein müssen (Smartphone, Smartwatch, Internet of things, …) zeigte Ruben Teijeiro dem Auditorium wie in Drupal 8 mit dem RESTfull Web Services Module einfach und unkompliziert Inhalte im JSON und HAL – Format für die Weiterverarbeitung in verschiedenen Frontend-frameworks und Endgeräten verwendet werden können.
Selbstverständlich lies es sich unser Sebastian nicht nehmen auch eine Session zu halten. Sebastian Siemssen griff im Talk über GRAPHQL ebenfalls das Thema Webservices auf. Er erklärte dem Publikum die Vorteile von GraphQL und warum er dafür ein Modul entwickelt hat, nachlesen könnt ihr weiteres dazu in unserem Blogpost.
Sebastian unterstrich außerdem die Vorteile von GraphQL anhand einer Livedemo, die vom Publikum viel Applaus bekam.
Ali Sharif veranschaulichte in seinem hervorragenden Vortrag CREATING A BETTER DEVELOPER EXPERIENCE wie wichtig Teamkultur ist. Er gab einen kurzen Überblick über Scrum und einen Einblick in seine Arbeitsweise damit. Anhand von Beispielen wie Pair-programming und Mob-programming erklärte er wie wichtig motivierte Entwickler sind um ein gutes Produkt zu schaffen.
Er geht davon aus, dass ein Team auf der selben Wellenlänge sein („similar mindset“) muss um produktiv zu sein, und ist der Meinung, dass sogenannte Social skills mehr wiegen als Coding skills, zumindest längerfristig. In seinen Ausführungen geht er davon aus, dass nur ehrlich gemeinte Rückmeldungen in eine positiven Art Teams im Ganzen stärken können („Don’t play the blame game“). Schuldzuweisungen zerstören Teams. Ali Sharif setzt außerdem auf die Kraft des Zuhörens.
Laut seinen Erfahrungen ist aktives Zuhören ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Es kommt nicht darauf wie viel du sagst, sondern was du sagst. Man muss und kann nicht Alles wissen. Es ist daher kein Problem zu sagen: „Das weiß ich nicht“. Am Ende seiner Ausführungen erinnerte er daran, dass Entwicklung Zeit braucht und Erfolg nicht von heute auf morgen erzwungen werden kann.
Im Vortrag DRUPAL GOES TO COLLEGE griffen Balazs Dianiska und Adam Boros das Thema Komplexität in Webprojekten auf. Es wurde erläutert wie eine Multisite mit dem Einsatz von Panopoly funktionieren kann und wie wichtig es ist Komplexität zu vermeiden man aber gleichzeitig flexibel bleibt. Außerdem wurde gezeigt wie schwierig es sein kann einen tatsächlichen Arbeitsaufwand im Vorhinein abzuschätzen.
Adam Boros ist der Meinung, dass Erwartungen eines Kunden gemanagt werden müssen („Guide your client“), Strukturen im Vorfeld abgeklärt, definiert und Komplexität, soweit möglich verhindert werden müssen. Im Vortrag wurde der Ansatz propagiert, dass Komplexität immer erklärt werden muss. Die beiden sind der Meinung, dass es einfach ist, etwas hinzuzufügen, als wieder weg zu nehmen, was am Beispiel einer versalzenen Suppe veranschaulicht wurde.
Mein Fazit zum #dcvie: Der Blick über den Tellerrand zählt
Als Fazit möchte ich hervorheben, dass mir ein weiteres Mal gezeigt wurde, wie wichtig es ist über den eigenen Tellerrand zu schauen, indem man seine eigene Community-Insel verlässt und auf Andere respektvoll zu geht. Durch die gehörten Vorträge und Gespräche mit anderen Teilnehmern des Drupalcamp Vienna 2015 wurde ich bestärkt, weiter für Neues offen zu sein.
Ich denke mit Drupal 8 wurde dafür eine geeignete Basis geschaffen. Was ich persönlich sehr interessant fand war, dass sich das Thema Komplexität in der Webentwicklung, und wie wir diese in diversifizierten Teams managen können, durch viele Vorträge zog. Weitere für mich wichtige Themenbereich die ich aus den Sessions mitnehmen konnte waren Zusammenarbeit in einem Team, Wissenstransfer und -management.
Durch das beim Drupalcamp Vienna 2015 Gehörte wurde ich darin bestärkt, dass es immer wichtiger werden wird die stetig steigenden Komplexitäten in einem Team zu managen. Es kann daher nicht den einen fixen Weg geben, um Dinge im und fürs Web umzusetzen. Umso mehr muss man – vor allem in der Webentwicklung – immer offen für Neues sein. Das bedeutet in keinster Weise jedem Trend hinterher zu laufen, sondern vielmehr ein Produkt Schritt für Schritt in einem Team mit gleichem „Mindset“ zu verbessern.
Ein paar Impressionen vom diesjährigen #dcvie findet ihr auch auf unserem Flickr-Account.
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