Barrierefreies Webdesign aus der Design-Perspektive

Barrierefreies Webdesign heisst, dass wir bei der Gestaltung und Umsetzung die Bedürfnisse sehbeeinträchtigter und blinder Menschen miteinbeziehen. Wir versuchen durch unsere Gestaltung all die Dinge zu vermeiden, die eine Benutzung der Website für diese Menschen schwieriger gestaltet. Kurz: Die Accessibility einschränkt.

Wer noch nie ein barrierefreies Design erstellt hat ist vielleicht zunächst ratlos und wirft Google an. Dort erfährt man schnell, dass verschiedenste Standards und Guidelines (W3C, WACG, HTML5) einzuhalten sind und das “betrifft in erster Linie die technische Umsetzung”. Wichtig ist auch, dass vor allem die Erstellung semantisch korrekter Inhalte entscheidend ist.

3 einfache inhaltliche Richtlinien:

1. BESCHREIBENDE LINKS VERWENDEN

schlecht: hier klicken gut: mehr Informationen zum Thema XY

2. KEINE TABELLEN

Wenn es doch Tabellen sein müssen, verwenden wir Zeilen- und Spaltenüberschriften, sowie im Idealfall eine Kurzzusammenfassung des Tabelleninhalts.

3. ALTERNATIVE BILDBESCHREIBUNG

Last but not least: Jedes Bild benötigt einen „alt“-Tag, der den Bildinhalt ausführlich und sinnvoll beschreibt.

Design: Jetzt gehts ans Eingemachte

1. KEIN PIPIFAX

Es geht um die Inhalte. Das Design soll natürlich ansprechend wirken, aber übertriebene CSS-Animationen, Parallax Scrolling oder ähnliches erschweren den Zugriff.

2. RESPONSIVE DESIGN

Ja bitte und eigentlich sowieso immer! Das Interaktionsdesign sollte so angedacht sein, dass es auf jedem Endgerät perfekt aussieht. Auch sehbehinderte Menschen haben coole iPad Minis.

3. KLARE STRUKTUR

Wir gestalten klar und übersichtlich. Ein klares und leicht verständliches Layout ist ein Must! Weißraum ist unser Freund. Das Menü sollte möglichst wenige Ebenen (maximal 3) und eine klare Navigation aufweisen. Auf keinen Fall sollte es ein ausfahrendes Mouseover Menü sein! Die Seite sollte zusätzlich auch Breadcrumbs verwenden.

4. SCHRIFTEN

Mein Lieblingsthema. Ich gehöre zu den Designerinnen, die davon überzeugt sind, dass Serifen der besseren Erkennbarkeit des Schriftbilds dienen und vor allem Kinderbücher in Serifenschriften gesetzt werden sollten. Die sehbehinderten Kollegen, die uns bei der Umsetzung mehrerer Projekte unterstützt haben sehen das allerdings anders. Unbedingt serifenlos muss es sein! Denn oft wird mühsam jeder einzelne Buchstabe für sich identifiziert. Im Idealfall sind Arial oder Verdana zu wählen, da vor allem letztere sich durch große Punzengrößen und eine große x-Höhe auszeichnet, was vor allem auf Bildschirmen sehr gut lesbar ist.

Links dürfen nicht nur allein durch eine andere Farbe ausgezeichnet werden. Das heißt wir können zusätzlich: unterstreichen, den Schriftschnitt ändern (Bold, Kursiv), oder ein Element davorsetzen wie zum Beispiel einen Pfeil. Ach ja: Und natürlich ist die Schriftart nicht zu klein zu wählen, mindestens 14px groß.

Es gilt wie überall im Webdesign: Kein Blocksatz. Lasst mich das wiederholen: KEIN BLOCKSATZ. Im Idealfall ist das Design durch die Bank linksbündig. Auch zentrierter Text ist problematisch, da der Beginn der nächsten Zeile aufgestöbert werden muss. Dieser befindet sich ja nicht immer an der selben Stelle.

5. HILFESTELLUNGEN

Beim Gestalten dürfen die Hilfestellungen nicht vergessen werden. Zentrale Fragestellungen dabei: Wo platzieren wir diese und wie sollen sie aussehen? Welche Hilfestellungen gibt es überhaupt?

  • Die Schriftgrößeneinstellungen dürften den meisten bekannt sein.
  • Farbkontrasteinstellungen (davon gibt es standardmäßig 6)
  • Bedienungsanleitung der Website mit Tastatur

![Hilfestellungen](/sites/defaultimages/Bildschirmfoto 2014-08-21 um 13.23.02.png „Schriftgröße, Farbkontrast, Bedienung“) Wie das aussehen kann und funktioniert, könnt ihr euch auf www.augengesundheit.at und www.hilfsgemeinschaft.at ansehen.

6. FARBEN

Ein schwieriges Thema! Rot und Grün sollten nicht zusammen vorkommen und es muß immer an ausreichend Kontrast gedacht werden. Um bei diesem heiklen Punkt nicht ins Fettnäpfchen zu treten, gibt es ein wunderbar einfaches Tool, das uns dabei hilft unsere Farbwahl auf Herz und Nieren zu überprüfen WebAim Hier könnt ihr konkret sehen ob die Schriftfarbe auf der Hintergrundfarbe funktioniert und wie groß der Text sein muß, damit es doch klappt.

Noch ein Hinweis: Programmierer können die fertige Seite mit WAVE auf Fehler überprüfen.

Wenn ihr selbst noch weitere Tipps und Erfahrungen zum barrierefreien Webdesign habt, lasst es mich bitte in den Kommentaren wissen. Man lernt nie aus 🙂

4 Jahre selbstständig – würde ich es wieder tun?

Geburtstage sind ein schönes Ereignis, um zu resümieren. Was wurde im letzten Jahr erreicht, konnte man seine Pläne verwirklichen und wohin führt das nächste Jahr? Es tauchen viele Fragen auf und man zieht Bilanz. Besonders natürlich, wenn es sich um den Jahrestag des eigenen Unternehmens handelt.

Vor kurzem saß ich mit einem befreundeten Unternehmer bei einem Glas Wein, als er mir folgende Frage stellt: “Würdest du dich wieder selbstständig machen?”. Das ist DIE Frage der Fragen, die Gretchenfrage sozusagen. Die Antwort sagt alles darüber aus, ob man mit der aktuellen Situation zufrieden ist, die eigene Idee der Selbstständigkeit verwirklichen konnte, oder ob man sich emotional eigentlich schon verabschiedet hat und auf dem Weg zu neuen Ufern ist. Doch was definiert eigentlich persönlichen Erfolg im Job? Sind es die Einnahmen, die Kundenzufriedenheit, das Team oder die Aufgaben an sich? Die Antworten sind unterschiedliche und vielschichtig, vermutlich ist es eine Kombination aus all diesen Faktoren.

Intuitiv war meine erste Antwort also: “Ja, natürlich.” Gefolgt von: “Jetzt schon.” Um ehrlich zu sein: Das war nicht immer so, denn es läuft auch nicht immer, wie man es sich vorgestellt hat, manche Pläne werden umgeworfen oder ein Ereignis stellt kurzerhand alles auf den Kopf und man muss sich sehr rasch darauf einstellen können und neu organisieren.

Unternehmer, die nicht müde werden zu behaupten, wie ideal ihr Berufsalltag immer (!) verläuft und dass es sowie gerade nicht besser sein könnte machen mich per se stutzig. Da fehlt mir ein wenig die Authentizität und Ehrlichkeit. Natürlich mag es Ausnahmen geben, aber ich glaube es einfach nicht. Es gibt immer tolle Momente, Herausforderungen, neue Chancen, aber auch Probleme – oft zeitgleich oder auf unterschiedlichen Ebenen. Wer selbstständig ist, erledigt nicht einfach nur einen Job, geht nach Hause und lässt den Beruf hinter sich.

Dazu gehört eine große Portion Leidenschaft, die am Ende darüber entscheidet, ob man auch in schwierigen Zeiten weiter macht oder aufhört. Man ist gedanklich immer ein wenig im Job, was ich aber – und das ist der entscheidende Punkt – nicht als solches empfinde. Es macht mir nichts aus am Wochenende, in einer Unterhaltung mit Freunden, im Urlaub oder am Weg nach Hause Inspirationen zu holen und Überlegungen für das eigene Unternehmen anzustellen. Ganz im Gegenteil: In dieser Zeit kommen viele gute Einfälle und ich kann es kaum erwarten das im Team zu besprechen und auszuprobieren.

Selbstständigkeit bedeutet auch ein permanentes Weiterentwickeln. Keine Idee ist so gut, dass sie nicht noch weiter ausgebaut werden kann. Und oftmals brillante Einfälle entpuppen sich als wahre Rohrkrepierer und müssen nach kürzester Zeit wieder verworfen werfen. Man darf sich dann auch nicht zu schade sein das einzugestehen. Es ist ein wenig wie mit alten Fotos und Frisuren. Wenn ich mir heute so manche Überlegung, die wir vor ein paar Jahren hatten heranziehe, kann es schon sein, dass ich mich wundere und frage, was ich mir dabei gedacht habe.

Das Unternehmertum ist nichts für zimperliche Personen, die an bestehendem festhalten möchten und Angst vor Veränderung haben. Das ist wohl auch das größte Learning in den letzten vier Jahren gewesen. Man hat nie den Punkt erreicht, an dem alles “fertig” ist, sondern ebnet sich mehr oder minder laufend den Weg für neue Prozesse. Das beginnt beim internen Workflow, dem Personalmanagement oder der Qualitätssicherung und hört in der Unternehmens- und Kundenkommunikation auf. Ich hinterfrage laufend, ob das was und wie wir es machen noch weiter optimiert werden kann.

Mehr als einmal in den letzten vier Jahren ist mir die Aussteigerromantik in den Sinn gekommen. Eine kleine Bar an einem schönen Strand würde die Lebenserhaltungskosten schon decken. Und vielleicht wäre dies auch ein interessanter Weg, eventuell sogar einfacher. Aber es ist nun mal nicht der Weg, den ich gehen möchte und auf dem ich mich sehe. Mir bereitet es Freude, wenn unser Team wächst, wir Kunden von der Qualität unserer Arbeit überzeugen, eigenen Ideen nachgehen können und das Level, auf dem wir arbeiten kontinuierlich steigt. Und dabei auch die Mitarbeiter zufrieden sind.

Ich stelle fest, die Leidenschaft für meinen Job wächst von Jahr zu Jahr. Das liegt mit Sicherheit auch an unserem tollen Team und den spannenden Projekten. Es gab – und ich bin sicher es wird sie wieder geben – Tage an denen ich vieles in Frage stelle, aber diese Tage sind die große Ausnahme und gehören einfach nun mal auch dazu. Um abschließend auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Ja, ich würde es in jedem Fall wieder tun. In diesem Sinne: Happy Birthday to us!