{"id":1754,"date":"2015-03-10T22:59:45","date_gmt":"2015-03-10T22:59:45","guid":{"rendered":"https:\/\/www.zensations.at\/?p=1754"},"modified":"2023-08-09T01:18:44","modified_gmt":"2023-08-09T01:18:44","slug":"chancen-und-risiken-von-big-data","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.zensations.at\/blog\/chancen-und-risiken-von-big-data\/","title":{"rendered":"Chancen und Risiken von Big Data"},"content":{"rendered":"

Big Data ist nun wirklich kein neues Buzzword mehr. Vielmehr geistert dieser Begriff schon seit Jahren durchs Web und wurde von vielen eher mit dem Datensammeln als mit den M\u00f6glichkeiten verkn\u00fcpft, die Analysen dieser Daten bringen. Anl\u00e4sslich des Big Data Marketing Day im C3 Convention Center von letzter Woche m\u00f6chte ich mein Interesse an diesem Thema in Form eines kleinen nicht nur auf Fakten basierenden, sondern leicht philosophischen Beitrag, loswerden.<\/p>\n

Vorweg noch eine Definition von Big Data laut Gartner: < Big data is high-volume, high-velocity and high-variety information assets that demand cost-effective, innovative forms of information processing for enhanced insight and decision making.<\/p>\n

Daten sind das neue \u00d6l<\/h2>\n

Das Sammeln und Auswerten von Daten entspricht heutzutage dem gleichen Prinzip wie vor 100 Jahren, w\u00e4hrend dem \u00d6l-Boom. Man versucht so viele Quellen wie m\u00f6glich anzuzapfen, um daraus Profit zu schlagen. Man sehe sich nur Google, Facebook oder dessen \u00dcbernahme von WhatsApp um 19 Mrd. Dollar an. Diese Akquisition verdeutlicht anschaulich den Wert von Daten. Es wird versucht, eine Vielzahl an Touchpoints auszuwerten und mit den daraus gewonnenen Daten Handlungsprognosen zu erstellen und folglich neue Produkte und Dienstleistungen abzuleiten. So kommt das Meinungforschungsinstitut\u00a0Gartner<\/a>\u00a0nicht ohne Grund zu dem Schluss, dass bereits im Jahr 2017 Marketingverantwortliche mehr Geld f\u00fcr Technologie als CIOs ausgeben. Laut\u00a0Gartner<\/a>\u00a0gaben \u00fcber 64 % der befragten Unternehmen an, bereits in Datenanalyse zu investieren oder dies innerhalb von 12 bis 24 Monaten zu tun.<\/p>\n

Mit Big Data zum Kassenschlager<\/h2>\n

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die britische Miniserie von BBC \u201cHouse of Cards\u201d erst mit Netflix eingeschlagen hat wie eine Bombe. Netflix betreibt par excellence Datenanalyse und hat auf Basis dieser Evaluierung die Rechte erworben und eine Neuauflage auf Datenanalysen gebaut und gewonnen. Die Zeiten, in denen Intuition und kreative Arbeit alleine der Weg zum Erfolg war, sind vorbei – in Data Driven Marketing liegt die Zukunft. Eine Vielzahl an Daten (personenbezogen, anonym, soziodemographisch, Open Data) werden zusammengef\u00fchrt und mit Hilfe komplexer Algorithmen analysiert. Diese erm\u00f6glichen im Anschluss personalisierten Content, werden Cross Platform & Cross device ausgespielt, steigern die Penetration und f\u00f6rdern den Kaufanreiz zur Steigerung der Conversions.<\/p>\n

F\u00fcr alle, die nun ein wenig verdutzt schauen, ein kleines Beispiel. Ich besuche einen Webshop, welcher mir bereits auf der Landingpage andere Produkte anbietet als meinem Freunden, da ich etwa in einem Bezirk mit h\u00f6herer Kaufkraft wohne und mit einem Bildschirm mit Retina-Aufl\u00f6sung einsteige. Aktuelle Angebote in diesem Shop basieren nicht mehr auf der starren Ausgabe von Daten, die manuell angelegt und aus dem CMS ausgespielt werden, sondern diese werden dynamisch auf Grund meiner Interessen, benutzter Devices, vorheriger Suchanfragen und aktueller Trends ausgespielt. Jeder Shopbetreiber, offline, wie online wei\u00df, dass Pr\u00e4sentationsfl\u00e4che begrenzt ist. Hat man jedoch die M\u00f6glichkeit, das \u201cSchaufenster\u201d je nach Interessen und Vorlieben des Kunden zu best\u00fccken, steigert das nat\u00fcrlich gewaltig die CTR und wenn man nicht alles falsch macht auch die Conversion. Fakten die auch Florian L\u00fcft am Big Data Marketing Day anhand seiner Erfahrungen best\u00e4tigen konnte.<\/p>\n

So wird es sp\u00e4testens jetzt niemanden mehr wundern, dass es bei House of Cards auf Netflix nicht nur einen Trailer, sondern Hunderte gibt. Fans von Kevin Spacey sehen Trailer mit ihm als Hauptdarsteller, w\u00e4hrend weibliche Zuseher \u00fcberwiegend die weiblichen Charaktere zu sehen bekommen. Hunderte Metatags und die M\u00f6glichkeit, jede Aktion genau zu verfolgen erm\u00f6glichen Netflix seine knapp 60 Mio Nutzer genau zu analysieren und ihnen das Programm zu geben, das sie sehen m\u00f6chten. Wer noch einen spannenden Beitrag zum Thema Netflix und Big Data lesen m\u00f6chte, dem sei der\u00a0Wired Beitrag – Big Data Lessons from Netflix<\/a>\u00a0w\u00e4rmstens empfohlen.<\/p>\n

Individualisierung als A und O der Zukunft<\/h2>\n

Nehmen wir wieder den Webshop als Beispiel. So kennt man von Google, dass eine Suche bei zwei Menschen nie das gleiche Ergebnis liefert. Das geschieht auch im Shop, wie etwa durch individualisiertes Aussehen und Verhalten der Storefront. So passen sich etwa die M\u00f6glichkeiten der Facettensuche (Reihenfolge der Filter) meinem Kaufverhalten an, Preise werden dynamisch auf Grund der Nachfrage und des Surfverhaltens generiert. Die Bezahloption, mit der ich schon einmal bezahlt habe, wird hervorgehoben. Breche ich den Kaufprozess ab und verlasse ich den Shop, erreicht mich zielgenau Werbung zum Retargeting auf unterschiedlichsten Netzwerken, werden mir Newsletter mit individualisierten Inhalten oder SMS geschickt. Je nach gew\u00fcnschter Penetrationsintensit\u00e4t, wobei man aber die Geduld des Kunden nicht auf die Probe stellen sollte. Jeder kann sich vorstellen, welche M\u00f6glichkeiten hier noch schlummern. Ob man das nun f\u00fcr gut befindet oder nicht, wir werden uns daran gew\u00f6hnen und es als Normalit\u00e4t empfinden, wie etwa die Quengelware an der Supermarktkasse.<\/p>\n

\"\"<\/p>\n

Dynamisches Pricing statt traditioneller Preismodelle<\/h2>\n

Fest eingesessene Pricing-Modelle werden \u00fcber den Haufen geworfen. Ob bei Printmedien, Plakaten oder im Web. So hat T-Systems das Produkt\u00a0Motionlogic<\/a>\u00a0entwickelt. Eine Plattform, die Interessenten gegen Bezahlung anonymisierte Bewegungsdaten ihrer Nutzer zur Verf\u00fcgung stellt (in \u00d6sterreich ist dieser Service fr\u00fchestens mit 2015 verf\u00fcgbar). Was in Gro\u00dfbritannien schon seit Jahren durch einen Zusammenschlu\u00df mehrerer Mobilfunktanbieter in dieser Sparte geschieht, steckt bei uns noch in den Kinderschuhen. Gepaart mit soziodemographischen Merkmalen lassen sich mit solchen Diensten Besucherfl\u00fcsse, Verkehrsaufkommen und etwaige Bottlenecks nahezu in Echtzeit darstellen. Von den Anwendungsgebieten in Hinblick einer Verkn\u00fcfpung mit anderen Daten ganz zu schweigen. So kann in Zukunft etwa bewertet werden, wieviele Personen an einer Plakatwand oder einem Schaufenster vorbeigehen, welcher Alterstruktur diese angeh\u00f6ren, welche Kaufkraft diese haben und es wird dahingehend die Steuerung der Werbung flexibel angepasst.<\/p>\n

Daher werden Pricingmodelle f\u00fcr Au\u00dfenwerbung oder Printmedien einen Wandel erfahren. Wurde bisher noch mit fixen Raten auf Basis von Auflage und Reichweite kalkuliert, kann in Zukunft auf nahezu genauen Sichtkontakten verrechnet werden. So lassen sich auf Basis von Prognosen oder dem pl\u00f6tzlichen Auftreten von Zielgruppen in Echtzeit Werbepl\u00e4tze auf Displays eingebucht werden (Real time marketing, real time bidding, programmatic buying seien hier als Buzzwords genannt). Dieser Wandel f\u00fchrt vermutlich in einem ersten Schritt zu Dumpingpreisen und dem Verschwinden von Preismodellen und so manchem Anbieter, erf\u00e4hrt aber durch Premiumangebote und der M\u00f6glichkeit von Auktionen wieder eine gewisse Stabilit\u00e4t.<\/p>\n

Datenschutz und Missbrauch<\/h2>\n

Einige unter euch werden nun bestimmt aufschreien und fragen, wo der Datenschutz geblieben ist. Es liegt nicht nur am Datenschutz, sondern auch wie Unternehmen mit unseren sensiblen Daten umgehen und welche Richtlinien man diese vorgibt. Ja klar, Regeln sind da um gebrochen zu werden. Aber es liegt vor allem an uns selbst. Wir geben jeden Tag Unmengen an Daten Preis. Sei es \u00fcber unsere Kundenkarten, Telefongespr\u00e4che, Emails, bei diversen Superm\u00e4rkten oder Kaffeehausketten, \u00fcber die Vielzahl an Social Networks die wir teilweise ohne Bedacht nutzen, den Eink\u00e4ufen oder die wir mit Kredit- oder Bankomarktkarte nutzen.<\/p>\n

Medienkompetenz gefordert<\/h2>\n

Es ist wichtiger denn je, genau zu wissen, was mit den Daten passiert, die man von sich preisgibt. Hinsichtlich Datenmissbrauch gibt eine Vielzahl an M\u00f6glichkeiten. Angefangen von unerlaubten Werbeanrufen bis hin zur \u00dcbernahme von einer (Online-)Identit\u00e4t (zugegeben ein wirklicher Extremfall). Problematisch in Hinblick auf den sozialen Aspekt wird es im Medizinsektor. Hier kann Datenmissbrauch zu einer Mehrklassenmedizin f\u00fchren, eine Versicherung einen Kunden auf Grund der sexuellen Einstellung, der Interessen, oder der Arbeit einen Vertrag verweigern, beziehungsweise zu extrem hohen Konditionen anbieten. In der digitalen Welt existieren Informationen f\u00fcr immer, werden nicht einfach vergesesen oder verlegt. Die Politik ist mehr gefordert denn je, ihre B\u00fcrger durch Bildung auf die Chancen vorzubereiten und vor den Gefahren zu bewahren, die dieser technologische Wandel bringt. Leider reagiert unsere Politiker immer, anstatt zu agieren. Wir d\u00fcrfen uns jedoch nicht auf andere verlassen, sondern uns selbst weiterbilden und die M\u00fcndigkeit in dieser digitalen Welt erlangen.<\/p>\n

Big Data als Sprungbrett in eine bessere Welt<\/h2>\n

Aber um nicht nur auf die Potenziale im Marketing einzugehen und die Risiken darzustellen, m\u00f6chte ich noch auf die \u00f6kologische und sozial wertvollen Einsatzgebiete von Big Data eingehen. Big Data ist eine Chance, die Menschheit vor Katastrophen zu bewahren, das Leben sicherer zu machen und Krisen zu minimieren. Es k\u00f6nnen Grippewellen fr\u00fchzeitig erkannt und somit f\u00fcr ausreichend Impfstoff in der Region gesorgt werden. Transportwege und Kapazit\u00e4ten k\u00f6nnen optimiert und somit Treibstoff und folglich CO2 eingespart werden. Autonome Fahrzeuge k\u00f6nnen uns durch die Auswertung einer Vielzahl von Daten sicher durch die Gegend chauffieren. Der Kurs eines Hurrikans kann prognostiziert und Menschen rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Physikalische Gesetze \u00fcberpr\u00fcft, Klimaprognosen modelliert oder neue Teilchen mit Hilfe des LHC Cern gefunden werden.<\/p>\n

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Wie steht ihr eigentlich dem Thema Big Data gegen\u00fcber? Daten sammeln und auswerten, ja oder nein? Betreibt ihr aktiven Datenschutz, durch selektive Preisgabe von Daten oder Verschl\u00fcsselung eurer Kommunikation?<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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