{"id":1115,"date":"2016-01-20T10:25:18","date_gmt":"2016-01-20T10:25:18","guid":{"rendered":"https:\/\/www.zensations.at\/?p=1115"},"modified":"2023-08-09T01:13:50","modified_gmt":"2023-08-09T01:13:50","slug":"accessibility-im-jahr-2016","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.zensations.at\/blog\/accessibility-im-jahr-2016\/","title":{"rendered":"Accessibility im Jahr 2016"},"content":{"rendered":"

Die vermehrte Berichterstattung in den \u00f6sterreichischen Medien zum Thema Barrierefreiheit (Accessibility) rund um den Jahreswechsel und die Art und Weise, wie es haupts\u00e4chlich interpretiert wurde, hat mich dazu bewogen, mir ein paar Gedanken dar\u00fcber zu machen. Denn nicht alle kolportierten Fakten entsprechen den realen Tatsachen oder sind im Zusammenhang einseitig oder nicht ganz richtig dargestellt worden.<\/p>\n

Ganz besonders h\u00e4ngengeblieben ist bei mir die Aussage von einem hochrangigen Vertreter der Wirtschaftskammer (WKO), der meinte, dass es \u201cder Wirtschaft nicht klar sei\u201d, was Barrierefreiheit sei, n\u00e4mlich wo sie anf\u00e4ngt und wo sie aufh\u00f6rt. Es liegt mir fern, diese Aussage zu kommentieren oder zu erwidern. Ich nehme es einfach als Inspiration f\u00fcr diesen Artikel.<\/p>\n

10-Jahres-R\u00fcckblick<\/h2>\n

Bevor ich hier n\u00e4her darauf eingehe, gehen wir zun\u00e4chst kurz einmal zehn Jahre zur\u00fcck. Am 1. 1. 2006 trat in \u00d6sterreich das Behindertengleichstellungsgesetz in Kraft, dessen Regelungen die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung verbessern sollte. Dabei wurde f\u00fcr bauliche Ma\u00dfnahmen eine 10-j\u00e4hrige \u00dcbergangsfrist festgelegt, welche mit 1. 1. 2016 endete und auch der eigentliche Grund f\u00fcr diese aktuelle Berichterstattung ist. Damit markiert der Jahresbeginn 2016 eine kleine Zeitenwende, wo man gut beraten ist, eine\u00a0gesamtheitliche Strategie<\/strong>\u00a0im Umgang mit Barrierefreieheit zu verfolgen.<\/p>\n

Querschnittsmaterie Barrierefreiheit<\/h2>\n

Es ist verst\u00e4ndlich, dass aufgrund dieser Gegebenheiten allgemein eine gewisse Unklarheit herrscht, besonders dann, wenn man bisher kaum oder wenig damit zu tun hatte. Denn die Sachlage ist konservativ betrachtet auf den ersten Blick komplex und umfasst eine Querschnittsmaterie, die man nicht sofort durchblickt. Jedoch kann man es herunterbrechen, um es verst\u00e4ndlicher zu machen.<\/p>\n

Accessibility<\/h2>\n

Der englische Begriff f\u00fcr Barrierefreiheit umschreibt in seiner Wortbedeutung etwas ganz wesentliches, n\u00e4mlich das erm\u00f6glichen von Zug\u00e4ngen, um generell eine gesellschaftliche Teilhabe zu erm\u00f6glichen: Accessibility. Und das bedeutet nichts weniger als das Sicherstellen eines\u00a0Mindestma\u00dfes an Komfort<\/strong>, sodass jeder Mensch selbst\u00e4ndig und unabh\u00e4ngig mit der Umgebung interagieren, sich bewegen, sowie Leistungen oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen kann, ohne auf gr\u00f6bere Schwierigkeiten zu sto\u00dfen.<\/p>\n

Gewohnte Einstellung hinterfragen<\/h2>\n

Sehr hinderlich im Verstehen dieser Materie ist die Tatsache, dass der Fokus auf Barrierefreiheit meist nur auf Menschen mit Behinderung reduziert wird und der Gro\u00dfteil der Menschen sich selbst davon ausnimmt (und dabei vergisst, dass selbst seine eigene Natur nicht vor Ver\u00e4nderungen gefeit ist). Das bedeutet, man f\u00fchlt sich gar nicht angesprochen und nimmt es nicht weiter ernst. Und genau dort beginnen die eigentlichen Probleme bei der ganzen Debatte, die konzeptionelle Folgen mit sich bringen und eigentlich den Kern dessen ausmachen, was sich allgemein in einer medialen Erregung niederschl\u00e4gt.<\/p>\n

Sinn von Accessibility<\/h2>\n

Es geht dabei unter, worum es eigentlich wirklich geht: Ein Mindestkomfort, der dazu noch m\u00f6glichst barrierefrei ist. Und dieser Komfort ist nichts weniger als eine gewisse Balance, der sich erst in einem Kontext einer gewissen Umgebung (r\u00e4umlich, digital oder auch kommunikativ) bildet, wobei die Gegebenheiten stets andere sind und man nie in einem fixem Schema denken sollte. Das bedeutet, man hat im Rahmen der M\u00f6glichkeiten sehr wohl einen\u00a0Gestaltungsspielraum<\/strong>. Nur wird das nicht sofort gesehen. Denn es hei\u00dft sehr schnell, dass es nicht m\u00f6glich sei. Die Wahrheit ist, dass dahinter oft aufgrund von Gewohnheiten die eigene Unzul\u00e4nglichkeit, diese Thematik zu verstehen, zutage tritt. Denn oft trennt man Dinge, die zusammengeh\u00f6ren und miteinander erst ein gewisses Erlebnis (User- Customer- und Stakeholder-Experience) ausmachen, deren Basis dieser Komfort ist. Detaillierte Ausf\u00fchrungen und wie Accessibility, UX und Usability dabei in Zusammenhang Kontext stehen habe ich in diesem\u00a0Beitrag<\/a>\u00a0bereits erl\u00e4utert.<\/p>\n

M\u00e4rkte sind Gespr\u00e4che<\/h2>\n

In der Marketingsprache spricht man von der sogenannten Lead-Generierung, was nichts anderes bedeutet, als Interessenten zu gewinnen und zu potentiellen Kunden zu machen. Genau in diesem Sinne ist das Einbeziehen von Ma\u00dfnahmen zur Barrierefreiheit zu sehen. Damit sind wir schon wieder bei der Wirtschaft. Es wird viel Geld f\u00fcr Ma\u00dfnahmen ausgeben, um sich selbst bekannter zu machen oder um dem Kunden Qualit\u00e4t zu bieten. Doch Barrierefreiheit wird dabei oft nicht mitbedacht. Und das alles nur deswegen – wie hier oben schon erw\u00e4hnt -, weil man den Fokus auf eine bestimmte und gesellschaftlich vermeintlich homogene Gruppe von Menschen reduziert und dabei v\u00f6llig vergisst, wie vielf\u00e4ltig und bunt die menschliche Natur ist. Es geht nicht nur darum, dass ein Rollstuhlfahrer ins Gesch\u00e4ft kann, sondern gleichzeitig auch dass eine Mutter mit einem Kinderwagen einen gewissen Komfort hat. \u00c4hnlich ist das auch im Web, es geht um das\u00a0Gestalten von Zug\u00e4ngen<\/strong>, sodass Gespr\u00e4che und Interaktionen m\u00f6glich sind, denn M\u00e4rkte sind nichts anderes.<\/p>\n

Br\u00fccken- bzw. Schnittstellenfunktion<\/h2>\n

Es ist ein Kardinalfehler, Menschen mit Behinderung als eine homogene Zielgruppe zu betrachten. Denn sie sind genauso divers wie die Gesellschaft insgesamt. Und alle Ma\u00dfnahmen f\u00fcr Barrierefreiheit sind Br\u00fccken bzw. Schnittstellen, welche k\u00fcnstlich getrenntes wieder zusammenbringt. Das k\u00f6nnen auch Familien sein, wo die Oma im Rollstuhl sitzt, ein Kind geh\u00f6rlos ist und sie gemeinsam einkaufen gehen. Und was allen damit gemein ist, sie miteinander etwas erleben und dabei auch gleichzeitig selbstst\u00e4ndig agieren. Damit das m\u00f6glich ist, braucht es einen gewissen Rahmen, den man gestalten kann. Und wenn dieser nicht vorhanden ist, dann stellt das nat\u00fcrlich eine Investitionsfrage dar. Und wer nicht in sich investiert, den verschlingt irgendwann der Markt. Die Wirtschaft braucht faire Wettbewerbsbedingungen, das ist keine Frage. Jedoch steht sie sich selbst im Weg, wenn sie es nicht als Chance begreift, Qualit\u00e4t zu verbessern.<\/p>\n

Chancen f\u00fcr Unternehmen<\/h2>\n

Nat\u00fcrlich gibt es auch Situationen, in denen die Herausforderung f\u00fcr die Wirtschaft eine enorme ist. Trotzdem kann man nicht sofort alles in Frage stellen. Wer das tut, stellt sich in Wahrheit selbst in Frage und Menschen mit Behinderung sowie die Barrierefreiheit sind daf\u00fcr nichts anderes als eine Projektionsfl\u00e4che. Es spricht viel daf\u00fcr, dass man hier sachlich bleibt und man die M\u00f6glichkeiten anschaut und darauf aufbaut. Jedes Projekt ist eine Chance und wie wir das bewerkstelligen ist immer eine individuelle Geschichte. Durch Erfahrungen entwickelt sich die Gesellschaft und auch die Wirtschaft, denn sie sind der\u00a0N\u00e4hrboden f\u00fcr Innovationen<\/strong>.<\/p>\n

Apple als Vorreiter<\/h2>\n

Dass dies funktioniert, beweist in der digitalen Welt Apple. Die wenigsten wissen, dass in den Ger\u00e4ten, die sie kaufen, auch Barrierefreiheit inkludiert ist, selbst wenn bestimmte Dinge gar nicht ben\u00f6tigt werden. Aber man schafft damit ein\u00a0funktionierendes digitales \u00d6kosystem<\/strong>, das m\u00f6glichst alle Menschen nutzen k\u00f6nnen. Es ist inzwischen unbestritten, welchen Beitrag dieser Ansatz in der Welt liefert. Barrierefreiheit erh\u00f6ht die generelle User Experience und sorgt f\u00fcr eine\u00a0bessere Durchg\u00e4ngigkeit<\/strong>\u00a0im digitalen \u00d6kosystem. Dennoch ist hier noch anzumerken, dass es noch genug zu tun gibt. Apps oder digitale Produkte von Drittanbietern sind noch nicht \u00fcberwiegend zug\u00e4nglich f\u00fcr jeden, selbst das Web ist ist davon nicht ausgenommen. Doch es wird immer mehr! Die Welt wird es durch ihre Vieltfalt danken, die in Innovationen m\u00fcnden, die wir uns jetzt noch gar nicht ausdenken k\u00f6nnen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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