Wenn man einen Auftrag erhält, schießen einem als Designer oft sofort tausende Ideen in den Kopf. Das fühlt sich gut an, und als blutiger Anfänger möchte man am liebsten gleich drauflos designen. Erfahrene Designer wissen jedoch, wenn man das macht, passiert in vielen Fällen genau das Gegenteil von dem gewünschten Effekt: Das Design sieht zwar meist ganz gut aus und im Kopf war alles noch so logisch, aber man vergisst dann auf Usability und die Wünsche des Kunden. Oder noch schlimmer, es trifft nicht einmal optisch den Geschmack – ganz zu schweigen von der technischen Umsetzbarkeit. Man hat also Zeit und Energie in eine Arbeit investiert, die völlig neu aufgerollt werden muss. Schlimmstenfalls hat man als Designer schon alle Energie verpulvert und gar keine Lust mehr auf das Projekt auf das man sich zuvor so gefreut hat. Aber so muss es nicht sein.

Design besteht zum einen Teil aus Kreativität und Gespür für das Schöne und Ansprechende. Aber der zweite große Teil ist Funktionalität und Logik. Eine noch so schöne Website verliert jeden Charme, wenn sie nicht logisch aufgebaut und gut bedienbar ist. Ein sehr schönes Zitat zu diesem Thema habe ich kürzlich in einem Artikel von Ryan J. Morrison gelesen (siehe medium.com): ! Every decision in your design needs to have purpose.

Das klingt nachvollziehbar. Aber woher weiß ich, welchen Zweck meine Designentscheidungen erfüllen müssen? Dazu brauche ich viele Informationen über die Bedürfnisse der User, des Kunden und den Details der technischen Umsetzung. Deshalb muss ich mich, bevor ich mit dem Design beginne und entsprechende Entscheidungen fälle, mit diesen Komponenten intensiv auseinandersetzen.

1 Referenzmaterial, Mood Boards & Skizzen

Die Ideen, die man ganz zu Beginn eines Projektes hat, sind sehr wertvoll und sollten auf keinen Fall verworfen werden. Sammlungen von Referenzmaterial, Mood Boards und Skizzen sind in dieser Konzeptionsphase die richtigen Methoden um Ideen festzuhalten. Das beste an diesen Methoden ist, dass man sie mit dem Kunden und den Developern teilen kann. Dafür eignen sich zum Beispiel www.pinterest.com oder gomoodboard.com sehr gut. Zuerst muss ein gemeinsamer Nenner mit dem Kunden gefunden werden: die Farbpalette, die Typografie, die Art der Bilder und Illustrationen, der Stil der Icons, die Art der Navigation, die Menge und der Einsatz von Whitespace und der generelle Kontrast sind hier abzuklären.

2 Hoch lebe das Mockup

Sobald bei dem optischen Konzept Einigkeit herrscht, folgt der Teil, der vor allem für die Benutzerfreundlichkeit einer Website unerlässlich ist: die Erstellung von Mockups. Tools wie Balsamiq machen es uns leicht in kürzester Zeit eine grobe Skizze einer Website zu erstellen durch die man sich sogar durchklicken kann. Je mehr Inhalte auf einer Website untergebracht werden müssen und je komplexer sie zusammenhängen, desto wichtiger wird dieser Schritt. Mit den Mockups können auch schon vorab Usability-Tests durchgeführt werden, die zeigen, ob die User sich auf der Website zurechtfinden und ob das Navigationsdesign sofort verstanden und richtig angewendet werden kann.

3 Get together

Erst wenn der Aufbau der Website mithilfe der Mockups geklärt ist, folgt ein erneuter Designschritt: die Elemente von Punkt 1 (Referenzmaterial, Mood Boards und Skizzen) in die Form von Punkt 2 (Mockups) bringen. Manche würden sagen, dass diese vielen Planungsschritte die Kreativität hemmen. Aber dem widerspreche ich. Es verlangt sogar ein hohes Maß an Kreativität, um neue gestalterische Elemente – ob sie nun wo abgeguckt oder völlig neu erfunden sind – nicht einfach nach Schema F zu designen, sondern sie in eine Form zu bringen, die dem Kunden gefällt, den Usern nützlich ist und die technisch einwandfrei funktionieren.

Das ist auch der Grund, warum einem Designer niemals langweilig wird. Jedes Projekt ist anders, weil verschiedene Nutzer unterschiedliche Bedürfnisse aufweisen und jeder Kunde einen anderen Geschmack hat. Man muss sich nur darauf einlassen – und es bleibt immer spannend!