Alle Jahre wieder, kommt nicht nur der Christkindlmarkt auf den Wiener Rathausplatz, nein, spätestens ab Dezember kommen auch die digitalen Marketingprognosen mit den heißesten Trends für das nächste Jahr. Es gibt eben doch noch Dinge, auf die man sich verlassen kann.

Auch bei Zensations wollen wir uns diesem beliebten und spannenden Thema widmen. Während sich gegen Ende des Jahres und mit der zunehmenden Häufigkeit, mit der auf diversen Blogs auf Trends verwiesen wird, die Tipps und Prognosen nur noch zu wiederholen scheinen, wollen wir mutigen Schrittes vorangehen und selbst ein wenig die Trends setzen. Abschreiben? Das kann doch jeder!

Trend #1: Mehr Qualität

Der erste und wichtigste Trend, den wir sehen, ist jener, endlich aufzuhören neuen Trends hinterherzulaufen. Wir sehen es täglich in unserer professionellen Arbeit und beim privaten Surfen im Netz: Es geht nur noch um das “immer mehr” und “immer neu”. Aber was ist mit dem “immer besser”?!

Kaum wird ein neuer Trend ausgerufen, sprießen selbsternannte Experten wie Pilze nach dem Regen und (viele) Agenturen und Anbieter schmücken sich mit neuen, hippen Federn bzw. ergänzen brav die Menüleiste ihrer Webseite mit dem jeweiligen Trending-Topic. Die Frage nach der Qualität wird dabei selten gestellt. Warum auch? Der Kunde kann es meistens ohnehin nicht überprüfen.

An diesem Punkt müssen wir alle damit aufhören, ständig Neues anbieten zu wollen und stattdessen ein tieferes Verständnis in unserem bestehenden Arbeitsbereichen aufzubauen. Es wird Zeit sich einen qualitativen Vorsprung zu erarbeiten und beim nächsten Wettrennen auszusetzen.

Trend #2: Mobile Interaktion

Auch beim zweiten Punkt handelt es sich nicht um einen singulären Sachverhalt. Mobil, ja. Social, ja. Kommunikation und Dialog mit der Zielgruppe, ja. Aber: Die Aktivitäten der meisten Brands (und damit finden sich im selben Atemzug auch ihre Agenturen in der Kritik) agieren zu staccato-artig. Was fehlt, ist ein umfassendes und übergreifendes Interaktionskonzept, um Marken tatsächlich erlebbar zu machen. Interaktion bedeutet dabei eindeutig mehr als “nur” kommunizieren, wobei auch diesen Dialog viele noch nicht umsetzen konnten. Interaktion heißt, teilhaben lassen.

Es ist natürlich viel leichter gesagt, als getan, aber an dieser Herangehensweise wird kein Weg vorbeiführen. All das, was wir uns in den letzten Jahren an Wissen angeeignet haben, müssen wir jetzt gebündelt umsetzen. Dabei spielt unsere Zielgruppe, also unser potenzieller Dialogpartner, die zentrale Rolle.

Welche Karten müssen wir parat haben, um bei diesem Spiel mitmischen zu können? Den Anfang bilden technischen Voraussetzungen für intuitive (!) mobile Anwendungen, dazu kommen Storytelling- und Gamification-Elemente, einen Schwerpunkt in Nutzenoptimierung und schließlich ein umfassendes Kundenservice. All das (und je nach Projekt noch einiges mehr) muss im richtigen Format, zur richtigen Zeit am richtigen Ort, für die passende Dialoggruppe aufbereitet werden. Nur so können wir der “digitalen Zeit- und Raumknappheit” im Social Web entgegenwirken.

Trend #3: Transparente Werbung

Die letzten Wochen haben es eindeutig gezeigt: Das Social Web ist für Werbung ein schwieriges Terrain. Steigender Ad-Blocker-Einsatz, unklare/dubiose Whitelist-Vergabe, Verlage, die Nutzer aufgrund von Ad-Blocker-Nutzung aussperren… und ich bin mir sicher, dass diese Entwicklungen erst der Anfang sind. Wie schwierig beispielsweise der Umgang mit Native Ads im Social Web ist, habe ich in diesem Beitrag, zwar etwas provokativ, aber nicht realitätsfremd, thematisiert: Native Ads – Ein Trojanisches Pferd im Schafspelz.

Gibt es in diesem Dilemma irgendeinen Ausweg, der nicht “Werbung im Social Web weglassen” heißt? Ich weiß, ich lehne mich sehr weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass Brands im Netz auch ohne “klassische” Werbebotschaften auskommen könnten, aber das verkennt die Tatsache, dass viele Unternehmen einfach noch nicht bereit dazu sind. Wir stehen im Social Web immer noch in Kinderschuhen. Entwicklung braucht ihre Zeit. Aber, was machen wir bis dahin?

Der Weg, der sich für mich als einzige Alternative zeigt, ist transparente und kreative Werbung. Dabei liegt der Fokus nicht auf dem Begriff Werbung, sondern auf transparent und kreativ! Werbung im Social Web muss begeistern können und sie muss in jedem Moment ganz klar als solche erkennbar sein. Ich bin überzeugt, dass sich hier in den nächsten Jahren noch einiges Entwicklungspotenzial ergeben wird.

Damit haben wir die drei wichtigsten Trends für 2016 bereits genannt, aber was ist mit dem “mehr”½? Diesen habe ich aus aktuellem Anlass etwas kurzfristig dazugenommen. Eigentlich ist es ein “alter Hut”, aber wenn ich mir Trend Nr. 1 zu Herzen nehme und die aktuellen Ergebnisse einer vom DMVÖ vorgestellten Studien ansehe, kann ich nicht anders, als Content Marketing erneut in die Trending-Topics-Liste aufzunehmen. Aber diesmal soll alles anders werden!

Content Marketing muss erwachsen werden!

Die Ergebnisse, die die aktuelle Content Marketing Studie für Österreich zutage gebracht hat, haben mich wirklich erschüttert. Ist es wirklich das, was österreichische Marketer unter Content Marketing verstehen?

Laut Studie nutzen 84% der Befragten Content Marketing zur Erreichung ihrer Unternehmensziele. Das sind mehr, als in den USA, der Heimat des Content Marketing. Während das auf den ersten Blick sehr positiv erscheint, lässt ein genauerer Blick massive Defizite im Verständnis und der Umsetzung dieses Ansatzes erkennen. Ich lade meine Leser ein, sich die Ergebnisse dieser Studie ausgiebig zu Gemüt zu führen und sich selbst kritisch zu hinterfragen.

Aber selbst dieses Problem hat eine einfache Lösung: Zurück zum Start und noch einmal alles von vorne! Dieser Beitrag wäre ein guter Anfang.

Fazit

Der Anfang des Jahres 2016 wird mit Sicherheit wieder von Blogbeiträgen über die heißesten Digitaltrends eingeleitet werden. Daran ist nichts auszusetzen und dennoch haben wir uns für einen etwas anderen Ansatz entschieden: Wir stehen ganz klar für die qualitative Aufwertung dessen, was uns bereits zur Verfügung steht und weniger dafür, aktuellen Buzz-Worten hinterher zu laufen oder gar neue zu kreieren. Unser Neujahresvorsatz lautet: mehr Qualität, weniger Schein