Selbst für kleine Unternehmen sind die Zeiten, in denen eine einfache Visitenkarte im Web ausreicht inzwischen vergangen. Das Internet ist längst die Informationsplattform Nummer eins. Potentielle Kunden lassen sich vor allem durch aktuelle und nützliche Informationen begeistern. Das gilt nicht nur für am Endkunden orientierte Geschäftsmodelle, die ihre Produktpalette und Leistungen ins rechte Licht rücken wollen. Auch für Business to Business-Dienstleister ist die eigene Website die primäre Plattform um Know-How und Fachkompetenz zu demonstrieren und damit Vertrauen und Popularität aufzubauen.

Die Qual der Wahl

Entschließt man sich also für einen Online-Auftritt, stellt sich zu Beginn die Frage zwischen In-House oder Outsourcing und danach, welche Technologie eingesetzt wird. Während erstere sich noch recht schnell mit wirtschaftlichen Argumenten beantworten lässt, kommt es bei der zweiten Frage oftmals zu wahren Glaubenskriegen. Lässt man sich professionell beraten, werden dann entweder von der jeweiligen Agentur präferierte Open Source Systeme CMS oder das hauseigene CMS angeboten.

Marke Eigenbau

Dieser Fall ist mit Vorsicht zu genießen. Der Vorteil, den (einzigen) Spezialisten für ein System bei der Hand zu haben ist zwar nicht von selbiger zu weisen. Man muss sich aber bewusst sein, dass man aus dieser Bindung nicht so leicht entfliehen kann. Ein derartiges System zukunftssicher zu entwickeln ist ein enormer Aufwand. Ein kleines Unternehmen kann nur schwer bis gar nicht das Qualitätsniveau von Drupal, WordPress oder Typo3 erreichen. Außerdem begibt man sich in ein Abhängigkeitsverhältnis, da die Übergabe an einen anderen Dienstleister in jedem Fall mit hohen Kosten verbunden ist. Immerhin muss sich dieser erst in ein fremdes System einarbeiten, für das oftmals auch kaum Dokumentation existiert.

Die häufigsten Vertreter von Open Source Systemen in unseren Breiten sind wie oben schon erwähnt WordPress, Drupal und Typo3. Auch wenn die Fronten das gegenseitig voneinander behaupten: Keines der drei Systeme ist „schlecht“. In professionellen Händen lassen sich mit allen Systeme großartige Ergebnisse erzielen. Der Unterschied liegt vor allem in ihrer grundlegenden Ausrichtung.

WordPress

Das momentan wohl populärste CMS. Nicht zuletzt, weil es die einfachste Benutzerführung anbietet. Ursprünglich als Blog-System für jedermann gedacht, braucht man wirklich keinen akademischen Grad in Computerwissenschaften, um die Installation durchzuführen und eine einfache, aber ansehnliche Website auf die Beine zu stellen. Zusätzlich wird eine große Anzahl an vorgefertigten Layouts geboten. Gerade für kleine bis mittelgroße Websites – und E-Commerce-Projekte, bietet sich WordPress aufgrund der raschen Umsetzungszeit und vielfältigen Erweiterbarkeit an.

Typo 3

Typo 3 stellte lange Zeit den de facto Standard für Enterprise Grade Content Management Systeme dar. Der Fokus liegt primär auf dem Publizieren von großem Mengen an Inhalten, wofür auch eine Fülle an Werkzeugen mitgeliefert wird. Komplexe Verwaltung innerhalb von redaktionellen Arbeitsabläufen sind hervorragend abgebildet. Dementsprechend komplex gestaltet sich aber auch die Benutzerführung. Typo 3 verlangt den Autoren von allen Systemen am meisten Einarbeitungszeit ab.

Drupal

Im Gegensatz zu den beiden Konkurrenten ist Drupal an sich kein fertiges Content Management System, sondern viel mehr ein Baukasten oder auch Content Management Framework, kurz CMF. Versucht man sich als Laie daran, fällt dies spätestens auf, wenn man nach dem obligatorischen WYSIWYG-Editor sucht, der in der Basisdistribution nicht mitgeliefert wird. Diese und viele andere Funktionen werden erst durch die Installation von Zusatzmodulen verfügbar. Drupal verlangt ohne Zweifel Vorwissen. Für Corporate Websites aufgrund des höheren Aufwand nicht geeignet, eignet es sich vor allem für komplexe Websites und E-Commerce Lösungen oder Community-Systemen.

Entscheidungshilfen

Wenn das Funktionsspektrum der Website vorab verbindlich abgesteckt werden kann, und es sich auch noch mit den Features von WordPress oder Typo3 deckt, sind diese die erste Wahl. Für einfache, repräsentative Seiten glänzt hier WordPress durch simple Benutzerführung und einen großen Pool an Plug-ins, die einfach installiert werden können. Wenn die Website mehrsprachig sein soll, mehrere Personen in verschiedenen Rollen – wie Autoren, Lektoren oder Übersetzer – daran arbeiten und größere Mengen Inhalt verwaltet werden müssen, so bietet WordPress ebenfalls den passenderen Funktionsumfang. WordPress und Typo 3 sind sehr ausgereifte Programme, die beide ursprünglich für bestimmte Anwendungsfälle entwickelt wurden. Bei Portalen wäre Drupal die bessere Wahl, fertige Funktionen sind nur rudimentär bis gar nicht vorhanden und können individuell programmiert werden. Aber gerade deswegen kann eine maßgeschneiderte Lösung für die jeweiligen Bedürfnisse erstellt werden.

Fazit

Seien Sie vorsichtig mit Anbietern, die behaupten alles zu können. Auch nur eines der drei Systeme wirklich gut zu beherrschen, bedarf mehr als nur die Programmiersprache (alle drei basieren auf PHP) erlernt zu haben. Die durchschnittliche Teamgröße der Agenturen hierzulande ist schlicht zu gering, um derart viel Know-how aufzubauen und aktuell zu halten. Diesen Punkt gilt es im Hinterkopf zu behalten, große Unternehmen natürlich ausgenommen. Mit genauer Planung, was Ihre Website können soll und dem Wissen, das Sie gerade erworben haben, sollten Sie die Spreu vom Weizen trennen können.

Und welches CMS ist euer Favorit? Womit arbeitet ihr am Liebsten?